1540


Königin Maria von Ungarn, Witwe von König Ludwig II, floh vor den Türken aus Budapest und übernahm ihren Witwensitz Schloss Halbturn samt der Besitzung Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár). So fanden in Halbturn auch ihre königlichen Pferde eine neue Heimat.
1711


Schloss Halbturn wurde im Jahr 1711 von Lucas v. Hildebrandt, einem der wichtigsten Vertreter der spätbarocken Baukunst, während der Regierungszeit von Kaiser Karl VI erbaut. Er nutzte das Schloss vorwiegend als Jagd- und Sommerresidenz. Das von Wien leicht zu erreichende Halbturn gehörte zu den Lieblingsaufenthalten des Kaisers. Die Planung und Anlage des Parkes erfolgte zwischen 1724 und 1727 unter seiner gestaltenden Hand.
1717


Das kaiserliche Hofgestüt Halbturn wurde neu gegründet und stellte, neben Kladrub und Lipizza, die Pferde für die Spanische Hofreitschule in Wien. Zwischen den drei Gestüten bestand eine enge Zusammenarbeit und ein ständiger Austausch von Zuchtmaterial. Die jungen Fohlen aus Halbturn wurden nach Erreichung einer gewissen Entwicklungsstufe nach Lipizza gebracht, bevor sie in den anstrengenden Reitdienst am Wiener Hof genommen wurden.
1740


Der Kaiser erkrankte während einer seiner geliebten Jagdaufenthalte in Halbturn und wurde noch nach Wien in sein Stadtschloss „Favorita“ (heutiges Theresianum) gebracht, wo er eine Woche später am 20. Oktober 1740 verstarb.
Maria Theresia, die Tochter von Kaiser Karl VI, trat als erste und einzige Frau die Regentschaft über das große Habsburger Reich an. Maria Theresia ließ von ihrem Architekten Anton Hillebrand umfangreiche Umbauten am Schloss vornehmen.
1746


Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der Gemahl Maria Theresias, erwarb fast genau ein Jahr vor seinem Tod mit seinem privaten Vermögen die Herrschaft Ungarisch Altenburg/Halbturn aus dem Besitz der ungarischen Krone.
1765


Kaiserin Maria Theresia erbte nach dem Tod ihres geliebten Gemahls Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, die Herrschaft samt Schloss und schenkte es noch im selben Jahr ihrer Lieblingstochter Erzherzogin Maria Christina. Die „Christinenallee“ im Schlosspark ist nach ihr benannt.
Das berühmte Deckenfresko von „Franz Anton Maulbertsch“ ließ Kaiserin Maria Theresia als Hochzeitsgeschenk für ihre Tochter Erzherzogin Maria Christina und deren Bräutigam Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen anfertigen.
1798


Erzherzogin Maria Christina starb und die Herrschaft ging in den Besitz ihres Gemahls Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen über. Er war großer Kunstmäzen, bedeutender Kunstsammler und Begründer der „Albertina“ in Wien.
1809


Erzherzog Carl, der Adoptivsohn von Herzog Albert Kasimir, vermählt mit der evangelischen Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, besiegte den bis dahin ungeschlagenen Napoleon in der „Schlacht bei Aspern 1809“. Damit brach er den Mythos der Unbesiegbarkeit Napoleons und wurde zum berühmten Helden. Sein Denkmal steht in Wien am Heldenplatz.
1822


Erzherzog Carl wurde bei Antritt seines Erbes, darunter auch die Herrschaft Ungarisch-Altenburg/Halbturn zum vermögendsten Mitglied der Habsburger-Dynastie.
Prinzessin Henriette brachte den evangelischen Brauch des geschmückten Christbaumes mit. Ein Brauch, der sich schnell allgemein durchsetzte.
1847


Feldmarschall Erzherzog Albrecht, der Sohn von Erzherzog Carl und Erzherzogin Henriette, heiratete Prinzessin Hildegard von Bayern. Dieser Ehe entstammten zwei Töchter und ein Sohn, Karl Albrecht, der mit nur 18 Monaten an Pocken verstarb.
Von seiner Mutter Henriette hatte Albrecht noch unmündig als ältester Sohn die Weilburg in Baden geerbt. Nach dem Tod seines Vaters Erzherzog Carl erbte er die weiteren Besitzungen, somit auch Halbturn.
Durch Erzherzog Albrecht erlebte die Herrschaft Zeiten der Modernisierung und des wirtschaftlichen Erfolgs.
1878


Das Schloss brennt zum 1. Mal –
das Gebäude wurde nur mit einem Blechdach neu gedeckt.
1895


Erzherzog Friedrich (Neffe und Adoptivsohn von Erzherzog Albrecht, Feldmarschall und Österreichisch-Ungarischer Armeeführer im Ersten Weltkrieg, vermählt mit Prinzessin Isabella Croy-Dülmen) trat das riesige Erbe seines Onkels Albrecht an und wurde im Laufe der Zeit, nicht zuletzt durch Mehrung des Vermögens zu einem der reichsten Männer der Monarchie. Dazu hatte sich Friedrich, neben seiner militärischen Laufbahn, ein reiches Wissen im Berg- und Hüttenwesen und in der Land- und Forstwirtschaft, insbesondere der Milchwirtschaft, angeeignet. Als Militärkommandant und Vertreter der kaiserlichen Familie hatte Erzherzog Friedrich außerordentlichen Rang und großes Ansehen.
Er ließ Schloss Halbturn großzügig umbauen, so dass es ganzjährig bewohnbar war. Ebenso wurde der Schlosspark erweitert und im englischen Stil neu angelegt. Halbturn wurde neben der Albertina in Wien, der Weilburg in Baden und dem Palais Grassalkovich in Preßburg (das jetzt dem Slowakischen Staatspräsidenten als Regierungssitz dient) zum Hauptwohnsitz.
1895


Erzherzogin Isabella, die Gemahlin von Erzherzog Friedrich, ließ im Schlosspark von Halbturn den ersten Tennisplatz der Monarchie und zum Training der Pferde eine eigene Rennbahn anlegen.
Als dem Paar nach acht Töchtern ihr Sohn Albrecht geboren wurde, stiftete Friedrich in Albertkázmérpusta (Albert-Kasimir), nahe der heutigen Staatsgrenze, eine neugotische Votivkirche.
1936


Erzherzog Albrecht erbte nach dem Tod seines Vaters Erzherzog Friedrich das der Familie gebliebene Vermögen und die Güter, die in Österreich und Ungarn nach der Enteignung im 1. Weltkrieg erhalten geblieben waren. Albrecht hielt sich gegen Ende des 2. Weltkrieges einige Monate im Schloss Halbturn auf, bevor er vor der anrückenden russischen Front floh und danach über Spanien nach Argentinien auswanderte. Erzherzog Albrecht war 3 mal verheiratet. Albrecht starb 1955 in Buenos Aires. Seine Urne wurde erst viele Jahre später nach Österreich überführt und in der Johanneskapelle im Schlosspark von Halbturn beigesetzt.
1942/1949


Das Schloss brennt zum wiederholten Mal.
Am 8. Februar 1942 zerstörte ein Brand den sogenannten Uhrentrakt zwischen dem 2. und 3. Schlosshof. Dieser Gebäudeteil wurde nicht wieder aufgebaut.
Am 11. August 1949 geht das unbewohnte Hauptschloss in Flammen auf. Nur der Mittelteil des Hauptgebäudes samt dem Fresko des berühmten Barockmalers Franz-Anton Maulpertsch konnte gerettet werden.
1956


Baron Paul Waldbott-Bassenheim, der Erbe und Neffe seines Onkels Erzherzog Albrecht, hatte sich, als die Ungarische Revolution 1956 ausbrach, in Halbturn niedergelassen und unterstützte mit all seinen Kräften die Hilfsmaßnahmen für den unendlichen Flüchtlingsstrom, der das Burgenland überschwemmte. Bei dieser Tätigkeit lernte er seine spätere Gemahlin Reichsgräfin Marietheres Wickenburg kennen, die als Flüchtlingsbetreuerin in einem seiner Gutshöfe im Einsatz war. Das Paar stand vor einer niedergebrannten Ruine des Schlosses, an dessen Wiederherstellung aus eigener Kraft nicht zu denken war. Doch mit Hilfe des Bundesdenkmalamtes und der Burgenländischen Landesregierung konnte der Wiederaufbau des Schlosses realisiert werden. Paul Waldbott war es gelungen, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Weinbau wieder aufzubauen. Er hat sich damit große Anerkennung und Respekt verschafft. Im restaurierten Schloss finden fortan Ausstellungen mit großem Erfolg statt.
2008


Baron Paul Waldbott-Bassenheim stirbt am 20. Februar in Halbturn. Sein Neffe und Sohn seiner jüngsten Schwester Stephanie übernimmt das Erbe.
Markus Graf zu Königsegg-Aulendorf und seine Frau Philippa, geb. Waldburg-Zeil-Hohenems, haben drei Kinder, Nathalie (verheiratete Prinzessin von der Leyen), Constantin und Géza.
Seit 2003 steht Philippa Königsegg-Aulendorf als Präsidentin dem Verein „Halbturner Schlosskonzerte“ vor.
2024


Baronin Marietheres Waldbott-Bassenheim stirbt am 5. Januar in Wien.
Ihr Name wird immer untrennbar mit der glanzvollen Geschichte von Schloss Halbturn verbunden sein. Ihr unerschütterlicher Wille und ihre Visionen führten dazu, dass die einstige Ruine wiederauferstanden ist und zu neuem Leben erweckt wurde. Mit bewundernswerter Hingabe und einem tiefen Verständnis für die kulturelle Bedeutung des Schlosses setzte sie sich dafür ein, nicht nur die äußeren Mauern, sondern auch die Seele dieses Ortes zu erneuern.
Als Gründerin und Obfrau des Kulturvereins leitete sie die Geschicke sowohl mit Leidenschaft als auch Intelligenz und unter ihrer Führung wurden unzählige kulturelle Veranstaltungen ins Leben gerufen. Das Schloss wurde unter ihrer Ägide zu einem lebendigen Zentrum für Kunst, Musik und Literatur.
HEUTE


Markus Graf zu Königsegg-Aulendorf lebt mit seiner Frau Philippa und seiner Familie im Roten Hof.
Unweit des Barockschlosses steht auf uralten Grundmauern eines Kastells aus dem 11. Jahrhundert das ehemals „Unterer Hof“ genannte Gebäude, das heute „Roter Hof“ genannt wird. Roter Hof deswegen, weil Erzherzog Friedrich 1902 nach einem Brand das Dach mit roten Dachziegeln decken ließ, was in der Zeit der Schilfrohrdächer eine Sensation gewesen ist.
Ahnentafel der Schlossbesitzer










